Das EEG hat die Voraussetzungen geschaffen, dass man es nicht mehr nachzumachen braucht

Die spottgeladene Kritik mancher internationaler Experten an der Energiewende und der Hinweis „ Das alles kostet wahnsinnig viel Geld“  ist für die Entwicklung einer zukunftsgerichteten Energiepolitik in anderen Ländern irrelevant.  

Am 18. November 2013 hat mein Alter Ego Ernst E. Neuer in den Nachdenkseiten.de geschrieben:

 Da zu der andauernden Strompreisdiskussion noch die Statistik der steigenden Treibhausgasemissionen der deutschen Kraftwerke 2012 und 2013 hinzukommt, wird die deutsche Energiewende sogar zum Ziel von Gespött….

Herr Neuer plädierte u.a. deswegen während der Koalitionsverhandlungen dafür, die EEG-Umlage massiv  zu senken,  und in einem weiteren NDS Beitrag am 04. April 2014 konkret dafür, die Altbetreiber von EEG-Anlagen unter Einsatz von Steuermitteln partiell abzufinden um so die Umlage zu senken.

 Nach der Verabschiedung des EEG2.0 ist die Lage unverändert: Die Umlage mag bald ein wenig fallen - was nicht auf das EEG2.0 zurückzuführen ist - wird aber weiter absolut hoch sein;  die deutschen THG Emissionen fallen nicht. .

 Das bringt weitere internationale Kritiker an der Energiepolitik auf den Plan. So ließ sich Richard Tol in der FAS vom  17.08.2014  zu der Äußerung hinreißen: „Deutschland ist eher eine Witzfigur, oder?“, die natürlich gleich zur Schlagzeile wurde. Nun ist Herr Tol für seine Lust am Kampf mit anderen Ökonometrikern,  für seine scharfen Sprüche  („die Prediger vom Potsdam-Institut“)  bekannt, die sich immer gut für provokante Überschriften eignen. Leider werden die Sprüche und seine Kritik an der IPCCC gern auch von „Leugnern“ wie der Heritage Foundation und EIKE für ihre Zwecke genutzt,  obwohl seine vermutlich größte wissenschaftliche Leistung gerade ein Modell des Gesamtzusammenhangs der THG Emissionen, des Klimawandels und der wirtschaftlichen Kosten und Nutzen ist.  Ein Leugner ist er nicht.

 Was immer Herrn Tol auch dazu antreibt, den Beifall der falschen Seite zu suchen, das Interview in der FAS und der Hinweis, dass „internationale Wissenschaftler … sagen, die Deutschen müssen verrückt geworden sein.“ ist ein weiterer Anlass, sich um das Image und die Vorbildwirkung der Energiewende Sorgen zu machen.  Andere Länder könnten dadurch abgeschreckt werden von einer aktiven Politik zur Förderung Erneuerbarer Energien, ja es mag der Eindruck entstehen, dass Erneuerbare Energien immer noch viel zu teuer sind.

 

Dabei ist diese Kritik und der Hinweis „ Das alles kostet wahnsinnig viel Geld“  für die Entwicklung einer zukunftsgerichteten Energiepolitik in anderen Ländern irrelevant.   Warum?

 

Ein großer Teil der der „Kosten“ des EEG in Deutschland, d.h. der Ansprüche der EE-Stromerzeuger ist in der Vergangenheit entstanden, als die Anlagen noch viel teurer und die Vergütung sehr viel höher waren als heute. Mit anderen Worten: Selbst wenn man in Deutschland jetzt die gleiche Politik machen würde mit den gleichen Zubau-Raten wie vor etwa fünf Jahren wären die dafür anfallenden Vergütungen und  der entsprechende Teil der EEG-Umlage deutlich niedriger, bei Solar-PV um mehr als die Hälfte.

 Viel besser noch die Bedingungen in anderen Ländern:  Bei den  niedrigeren Anlagepreisen sind in einem Land mit wesentlich höherer Solareinstrahlung bereits jetzt die Situation erreicht, die Herr Tol später erwartet, nämlich; „Solarenergie wird am Ende dieser Dekade oder ein paar Jahre später genauso billig sein wie Elektrizität aus Kohle- oder Gaskraftwerken“ . Und nur wenige Länder haben einen unflexiblen Kraftwerkspark mit hohem Kernenergie- und Braunkohlenanteilen, die bei Niedriglast in die Netze drängen. Vielmehr haben einige Länder einen höheren Wasserkraftanteil mit Speicherkapazitäten, die ohne weiteres noch deutlich mehr variable Solar- und Windenergie zulassen würden, wie GIZ zeigt hat (Hinweise hier).

 Vielfach wäre eine finanzielle Förderung wie das EEG sie darstellt, gar nicht mehr nötig. In anderen würde es genügen, die offenen und versteckten Subventionen für die fossilen Energieträger abzuschaffen, um den die Anteile der EE Stromerzeugung in den nächsten Jahren auf ein Niveau zu bringen, was in Deutschland heute erreicht wird. Eine angebliche Brückentechnologie wie die Stromerzeugung aus Erdgas in Kombianlagen wäre dann weniger attraktiv.

 Und dass es jetzt schon so weit ist, daran hat die deutsche Politik und das EEG großen Anteil. Ohne sie und die  Ausweitung der PV Nachfrage aus DE und ein paar anderen Ländern wäre in Europa und China niemand auf die Idee gekommen, die großen Angebots-Kapazitäten aufzubauen, die zu der Drittelung der PV Modulpreise innerhalb von 5 Jahren geführt hat.  

 Das kann Herr Tol nicht einfach so vom Tisch wischen, mit Aussagen wie:  „..Weltmarkt durcheinandergebracht… Einer der wenigen spürbaren Effekte war, dass die Deutschen einige Chinesen und Dänen sehr reich gemacht haben“. Es wäre verdienstvoll, wenn er einmal  das kontrafaktischeScenario entwickeln und glaubhaft darstellen würde, dass die PV-Modulpreise und andere Elemente der Solar- und Windtechnologien sich ohne das deutsche EEG ähnlich entwickelt hätten, aber bitte nicht nur ökonometrisch.

 Ich denke, dass die Welt Anlass hat, dem deutschen Stromverbraucher, zumndest dem in Haushalten und Gewerbe dankbar zu sein, dass er einen großen Teil der Lasten dieser in der Vergangenheit liegenden Entwicklung trägt, die einen deutlichen Wohlfahrtsgewinn in anderen Teilen der Welt, nach meiner Schätzung in der Größenordnung  von mehreren Milliarden pro Jahr, und große Chancen zur Senkung der THG Emissionen mit sichgebracht hat.  Mit der nachfrageseitigen Förderung und vielfältigen weiten Massnahmen hat Deutschland gemeinsam mit ein paar anderen Ländern die Tür für  Erneuerbare Energien von der Nische zum einem Hauptbestandteil des Erzeugungsmarktes aufgestossen. 

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Comments: 2
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